Glücklich durch Sinnstiftung

Interview mit Jurek Voelkel

Herr Voelkel, während Voelkel von Anfang an auf Naturkostsäfte gesetzt hat, stellen jetzt nach und nach auch konventionelle Getränkehersteller auf Bio um. Haben Sie das Gefühl, dass die Konkurrenz in den letzten Jahren gewachsen ist?

Jurek Voelkel:  Unser Antrieb ist nicht Gewinn, sondern das ernst gemeinte Anliegen, die Anbaufläche für Bio in Deutschland – und damit Artenvielfalt, gesundes Wasser und klimaverträgliche Landwirtschaft voran zu bringen. Wir sehen darum neu auftauchende Bio-Marken weniger als Konkurrenz, sondern als neue Kräfte im Team, die gemeinsam mit uns einen großen Ball schneller zum Rollen bekommen.

Wie möchten Sie sich weiterhin vom Wettbewerb abgrenzen?

Jurek Voelkel: Mit 40 Prozent Anteil haben wir bereits jetzt den höchsten Demeter Anteil der Branche. Diesen wollen wir weiter kontant erhöhen, denn Bio ist nicht gleich Bio und die Verbraucher beginnen zunehmend die wichtigen Unterschiede der Siegel zum Beispiel in ihrer jeweiligen Auswirkung auf Gesundheit, Biodiversität oder Klima zu verstehen. Wir produzieren ca. 200 Produkte, kein deutscher Hersteller presst mehr Obst, Gemüse – und neuerdings auch Getreidesorten zu Saft wie Voelkel. Diese Vielfalt und vor allem die Geschwindigkeit der Produktinnovationen unterscheiden uns von großen Lebensmittelkonzernen. Ein neues Produkt wird bei uns im Familienrat entschieden und muss nicht monatelang Marktforschungen und Rentabilitätsprüfungen durchlaufen. Wir entscheiden mit der Erfahrung von vier Generationen. Dann wird in Zukunft die Frage „Warum kaufe ich eine Marke?“ noch mehr als jetzt an Bedeutung gewinnen. Mit einem Kauf eines Voelkel Produktes erhöht der Kunde nicht den imaginären Aktienwert eines globalen Unternehmens, sondern er/sie stellt unter anderem sicher, dass Landwirte ganz konkret und real faire Preise für ihre Ware bekommen, wodurch sie wiederum in die Lage versetzt werden, naturverträglich und enkeltauglich zu wirtschaften.

Voelkel ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition – welche Werte sind Ihnen heute für Ihre Firma wichtig?

Jurek Voelkel: „Verantwortung für Mensch und Natur“ ist das Leitbild der Voelkel Stiftung. Das beschreibt unser Wertesystem recht gut. Wir vier Söhne haben bereits 2011 auf unsere Erbansprüche verzichtet, um unserem Vater zu ermöglichen, die Firma in eine sogenannte Purpose-Stiftung zu überführen. Diese stellt unter anderem sicher, dass der Gewinn zu 90 Prozent ins Unternehmen zurückfließen muss. Davon profitieren unsere Mitarbeiter vor Ort (in einer sonst strukturarmen Region) und nicht irgendein Shareholder am anderen Ende der Welt. Die restlichen 10 Prozent müssen für gemeinwohlorientierte Projekte verwendet werden. Dazu zählt zum Beispiel die Förderung von Streuobstwiesen oder der Forschung für konzernunabhängiges ökologisches Saatgut.

 Wie sehen die weiteren Pläne für die Zukunft aus?

Jurek Voelkel: Aktuell möchten wir mit einer Informationskampagne für „Samenfestes Saatgut“ über dieses so wichtige Thema für die Zukunft unserer Ernährung aufklären. Im Sommer folgt eine Kampagne für Biodiversität auf Wiesen und in den Gärten. Als Stiftung, die nicht dem Profit verpflichtet ist, können wir es uns erlauben, Zeit und Geld in Projekte zu investieren, die langfristig wirken. Und die übrigens auch glücklich machen. Mich auf jeden Fall!

www.about-drinks.com,  5.3.2020