Konsumentenmacht

Wie wir uns über unseren Speisefisch informieren können

In den 90er Jahren trat das Problem der Überfischung erstmals in großem Umfang in das Bewusstsein, als in Folge des Kollaps der Kabeljaubestände im Nordatlantik 35.000 kanadische Fischer und Fabrikarbeiter ihre Arbeit verloren. Umweltschützer des WWF gründeten im Jahr 1997 in Zusammenarbeit mit der Nahrungsmittelindustrie in London den „Marine Stewardship Councel“ (MSC), um das Problem der Überfischung zu bekämpfen. Weltweit werden seitdem Fischereibetriebe auf komplizierte Nachhaltigkeitskriterien überprüft. Seit 2002 ist MSC-zertifizierter Fisch in deutschen Supermärkten erhältlich, 2008 erhält mit der „Kutterfischer-Zentrale“ der erste deutsche Erzeuger von Seefisch das MSC-Siegel.

Aktuell sind über 370 Fischereien nach dem MSC-Standard zertifiziert und machen zusammen mit den Fischereien in Bewertung gut 15% des weltweiten Fischfangs aus. Es ist ein Balanceakt: Wie viel Fisch kann gefangen und wie viel Fisch muss für die nächste Saison im Meer belassen werden, damit er sich vermehren kann? Sinkt ein Bestand unter seine nachhaltige Grenze, muss eine zertifizierte Fischerei die Fangmengen anpassen. Unterschreitet ein Bestand eine wissenschaftlich ermittelte, nachhaltige Mindestgröße, kann die Fischerei nicht zertifiziert werden oder verliert ihr Siegel.   

Fast alle MSC-zertifizierten Fischereien konnten seit ihrem Beitritt zum MSC-Programm ein Wachstum der von ihnen befischten Bestände verzeichnen. So trägt die Zertifizierung dazu bei, dass immer mehr Fischbestände sich stabilisieren, wieder wachsen und nachhaltig befischt werden können. 

Weitere Verbesserungen für unsere Meere 

Der MSC-Standard stellt hohe Anforderungen an Fischereien, die sich zertifizieren lassen möchten. Viele Fischereien müssen deshalb schon vor der Zertifizierung weitreichende Änderungen an ihren Fischerei- und Managementpraktiken vornehmen. Ob hinsichtlich Fangmengen, Beifang oder der Nachhaltigkeit des Fischereimanagements.

Wo noch Luft nach oben ist, müssen nachhaltige Fischereien ihre Fischereipraktiken auch nach der Zertifizierung kontinuierlich verbessern und Auflagen erfüllen, um ihre Auswirkungen auf die Meeresumwelt zu minimieren. Bislang haben 92 % der zertifizierten Fischereien mindestens einen Aspekt ihres Fischereitätigkeit verbessert, um nachhaltiger zu werden. Diese Verbesserungen umfassen z. B. mehr Forschung für ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Fischerei, Änderungen am Fanggerät oder die das Einstellen der Fischereiaktivität in bestimmten Gebieten.

Wie wir die Fischerei nachhaltiger machen

Der MSC hat den Anspruch, die globale Fischerei insgesamt in nachhaltigere Bahnen zu lenken. Statt nur wenige sehr gute Fischereien auszuzeichnen möchten wir eine Dynamik schaffen, die viele Fischereien weltweit dazu bewegt, sich kontinuierlich zu verbessern. Dieses Ziel erreichen wir durch verschiedene Kontrollmechanismen, die in den MSC-Standard und in den Zertifizierungsprozess eingebaut sind. Dazu gehören die Möglichkeit der Vorbewertung, das System der Zertifizierungsauflagen und jährliche Audits der zertifizierten Fischereien.

Viele Verbesserungen passieren bereits, bevor eine Fischerei in MSC-Bewertung geht. Fischereien, die sich zertifizieren lassen möchten, können zunächst eine Vorbewertung machen. Dabei wird geprüft, ob die MSC-Bewertung, also das öffentliche Hauptverfahren, Chancen auf Erfolg bietet. Etwa 50 Prozent aller Fischereien fallen im Vorverfahren durch. Viele beheben zunächst die in der Vorbewertung identifizierten Schwächen, um zu einem späteren Zeitpunkt das Verfahren wiederaufzunehmen. Während das Vorverfahren vertraulich zwischen Zertifizierer und Fischerei ist und wir keine Auskünfte über die Antragsteller geben können, ist das Hauptverfahren öffentlich und vollkommen transparent.

Jede Fischerei, die das MSC-Siegel erhält, muss die MSC-Kriterien erfüllen und nachhaltig arbeiten. Aber selbst der beste Schüler ist selten perfekt. Dort wo es noch Raum zu Verbesserungen gibt, bekommt die Fischerei sogenannte „Zertifizierungsauflagen“, für die sie in den jährlichen Überwachungsaudits Ergebnisse vorgelegen muss. Erfüllt die Fischerei ihre Auflagen im vorgegebenen Zeitrahmen nicht, wird ihr Zertifikat suspendiert. Zertifizierungsauflagen sind ein wichtiger Hebel für Verbesserungen: In den letzten 20 Jahren wurden dadurch über 1.200 Verbesserungen erzielt – z.B. weniger Beifang, mehr Schutzgebiete, stärkere Kontrollen und detailliertere Forschung.

Unsere Arbeit fußt auf der Tatsache, dass ein wirtschaftlicher Anreiz der wirkungsvollste Hebel für mehr Nachhaltigkeit ist. Fordern Händler und Verarbeiter ein „Nachhaltigkeitszeugnis“ als Voraussetzung für den Bezug von Rohware, sind Fischereien am ehesten bereit, ein so komplexes Unterfangen wie eine MSC-Bewertung auf sich zu nehmen und im Vorfeld oder im Nachhinein notwendige Veränderungen vorzunehmen.

In den vergangenen Jahren konnten wir Händler und Verarbeiter weltweit davon überzeugen, dass sie ein solches Nachhaltigkeitszeugnis für ihren Rohwarenbezug benötigen. Konsequenz war und ist, dass sich die besten Fischereien der Welt auf den Weg zur MSC-Zertifizierung gemacht haben und immer noch machen. Der Mechanismus des Marktdrucks funktioniert also so wie vorgesehen und gehofft. Trotz unserer Fortschritte werden aber weltweit nur 12% des Fischs von MSC-zertifizierten Fischereien angelandet. Das Bewusstsein und die Notwendigkeit für einen nachhaltigen Fischereisektor sind global betrachtet immer noch gering und es bleibt immens viel zu tun.

Der MSC gibt sich nicht damit zufrieden, einen Ist-Zustand zu dokumentieren. Es gibt Fischereien, die ohne Verbesserungen oder Veränderungen an ihrer Fangpraxis fast zu 100% nachhaltig arbeiten. Doch sie machen nur einen winzigen Bruchteil der weltweiten Fischerei aus. Ihr Verhalten ist löblich, hat aber fast keinen Einfluss auf die Gesundheit der Weltmeere.

Hier setzt der MSC an. Um wirklich etwas zu bewegen, muss es unsere Aufgabe sein, zu Verbesserungen in und auf dem Wasser beizutragen. Die Möglichkeit, Fischereien im Rahmen einer MSC-Zertifizierung an Auflagen zu binden, ist dabei ein sehr wichtiger Hebel. Es gibt viele Beispiele, die zeigen, wie eine MSC-Zertifizierung und die Erfüllung von Auflagen durch zertifizierte Fischereien zu messbaren ökologischen Verbesserungen beigetragen haben.

Kleines Siegel, große Wirkung

Damit wir Menschen leben können, müssen wir darauf achten, dass es den Meeren gut geht. Kann also ein kleiner Tropfen im Ozean einen großen Unterschied machen? Wir bei MSC wissen, ja: Das ist möglich – gemeinsam mit Dir!

Aus: www.msc.org/de

Transparente Lieferketten durch online Tracking-Code

33% aller Arten gelten als überfischt

Ein zentraler Bestandteil der Meere sind die Fische. Gut 30.000 Fischarten gibt es weltweit. Deren Artenvielfalt und Gesundheit tragen zur Balance maritimer Ökosysteme bei. Doch intensiver Fischfang führt zu einer Dezimierung von Fischarten. Weltweit gelten 33% der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60% als maximal ausgenutzt. Die Folgen sind verheerend. Fängt man einen Fischbestand in zu großen Mengen, verändert es das ganze Ökosystem. Die Regulierungen innerhalb der Fischerei-Industrie sind immer noch höchst unbefriedigend. Eine hohe Dunkelziffer an illegal gefangenen Fischen landet immer noch auf unseren Tellern. Man geht von über 30% aus. Hinzu kommt unnötiger Beifang, der meist tot im Meer landet.

Kurzum: Der Zustand der Fischbestände in unseren Meeren ist katastrophal, und wenn sich nicht radikal einiges ändert, werden nachfolgende Generationen irgendwann keinen Fisch mehr zur Verfügung haben. Die Meere werden sich außerdem derart verändern, dass es Auswirkungen auf dessen Gesundheit und damit das globale Klima hat.

Wie wollen wir das ändern?

Für von uns gehandelte Fischprodukte haben wir unsere eigenen followfish Fischereirichtlinien entwickelt, welche als die wohl strengsten Richtlinien der Welt bezeichnet werden können. Zuchtfisch muss ausnahmslos aus Bio-Aquakultur stammen, da hier von der Besatzdichte bis zum Futter die höchsten Standards gelten. Wildfische sind aus MSC zertifizierten Fischereien, die zusätzlich unseren internen Zusatzkriterien, den followfish Fischereirichtlinien, entsprechen müssen.

Zusätzlich haben wir bereits 2007 als weltweit erstes Unternehmen einen online Tracking-Code entwickelt, um endlich volle Transparenz in die Fischerei zu bringen. Durch Eingabe eines auf jeder followfish-Verpackung abgedruckten Codes können Konsument/-innen so sehen, wann, von wem und wo der gekaufte Fisch gefangen wurde, wie er transportiert wurde und wo er lagerte. Unter dem Motto „Fair nicht nur zum Fisch, sondern auch zum Fischer“ waren wir Mitinitiatoren des weltweit ersten FairTrade-Produktes für Thunfisch auf den Malediven. 100% unseres verkauften Dosenthunfisches der Malediven stammen heute aus diesem immer noch einzigartigen und einmaligen Projekt.

Wir unterstützen nachhaltig arbeitende Fischereien

All dies dient dem Ziel den Beweis zu erbringen, dass Nachhaltigkeit beim Fischfang funktioniert, wenn es konsequent und mit Mut zum Verzicht angegangen wird. Das führt letztlich dazu, dass followfish die vermutlich nachhaltigste Fischmarke der Welt ist.

Neben unserer konsequenten Sortimentsarbeit setzen wir darauf, nachhaltig arbeitende Fischereien zu unterstützen und zu belohnen. Zum Beispiel dadurch, dass wir versuchen, dort den Fisch zu verarbeiten, wo er gefangen wurde. Und nicht dort, wo dies am günstigsten ist. Diese Verringerung von Transportwegen ist auch Teil unserer Klimastrategie.

Des Weiteren engagieren wir uns durch öffentliche Partnerschaften bei der politischen Willensbildung, denn ohne Politik kann und wird Fischerei nie wirklich global nachhaltig funktionieren.

Wir wollen Meere retten

Nicht mehr rausfischen als natürlich nachwächst. Diese einfache Maxime steht über allem, wenn wir darüber entscheiden, welche Fische wir anbieten. Und auf welche Fangmethoden wir setzen.

Meere bestimmen unser Klima

Die Meere dieser Welt machen rund 70% der Erdoberfläche aus. Sie haben einen großen Einfluss auf unser Klima, denn sie speichern Wärme und transportieren diese aus den südlicheren Gefilden in höhere Breiten. Zusätzlich nehmen sie große Mengen des von uns produzierten CO2 auf. Und zwar mehr, als alle Wälder der Welt zusammen.

Was können Konsumenten tun?

Die EU ist der größte Fischimporteur weltweit. Der Wunsch vieler Verbraucher nach bestimmten Fischsorten oder Verarbeitungsformen beeinflusst die Fangmengen. Die Nachfrage bestimmt letztlich, in welchem Umfang sich der Fischereiaufwand für die Industrie lohnt. Je mehr die Konsumenten darauf achten, Fisch aus nachhaltiger und ökologisch sinnvoller Fischerei zu kaufen, desto mehr kommen nicht nachhaltige Fangmethoden unter Druck.

Aus:   www.followfood.de

Verzicht

Genießen Sie Fisch als nichtalltägliche Delikatesse. Würde jeder Deutsche nur einmal pro Woche Fisch verzehren, sänke der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch um fast die Hälfte auf acht Kilogramm pro Person.

Achten Sie auf Bio- und Umweltsiegel. Generell können Sie beim Kauf von Fischprodukten auch auf Bio- und Umweltsiegel achten. Für Fisch aus Zuchten sind dies die Siegel von Bioland und Naturland sowie vom ASC (Aquaculture Stewardship Council) bei Verwendung gentechnikfreier Futtermittel. Für Wildfisch ist das MSC-Siegel derzeit noch die umfassendste Orientierungshilfe.

Nutzen Sie unseren WWF-Fischratgeber. Trägt der Fisch kein Siegel, hilft Ihnen der WWF-Fischratgeber mit den Ampelfarben. Entscheiden Sie sich mit Hilfe unseres Einkaufratgebers für Fischprodukte aus der Kategorie „Gute Wahl“ und helfen Sie mit, die Meere und Fischbestände zu schonen. Neben der empfohlenen Kategorie „Gute Wahl“ finden Sie im Fischratgeber auch die Kategorien „Zweite Wahl“ und „Lieber nicht“, von denen Sie besser die Finger lassen sollten.

aus:  www.wwf.de