„Wer wir waren“, von Marc Bauder

Filmstart: Juli 2021, verfügbar bei Streamingdiensten ab Dezember 2021

Marc Bauder im Gespräch: „Hinter allen Problemen, die wir haben, stehen wir Menschen. Wir sind Ursache des Problems, und wir sind auch Teil der Lösung.

Die Probleme unserer Zeit brauchen Multi-Perspektiven. Wir müssen die Blicke vernetzen. Ich sehe eine Sensibilität und Bereitschaft, die sich dank der Fridays-for-Future-Bewegung 2019 herausgebildet hat. Dadurch wurde eine Aufmerksamkeit geschaffen, die die Gesellschaft so nicht hatte, sogar die Politik war bereit mit ihnen zu sprechen, und die Bereitschaft sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen ist gestiegen.

Der Film will Leute abzuholen, ihnen Wege zu zeigen, aber das wichtige ist, dass wir selber anfangen, uns zu engagieren. Wir haben keine Zeit, pessimistisch zu sein. Ich habe das große Glück, zu erleben, wenn man sich öffnet, dass da viele andere auch unterwegs sind. Bei den Dreharbeiten war es toll zu sehen, dass überall auf der Welt, egal wo es ist, Leute schon in Bewegung sind.

Der einzige Fehler, den wir heute machen können, ist noch zu verharren, wo wir sind, passiv zu bleiben, dann übernehmen andere die Verantwortung, Dinge zu tun. Es ist gar nicht einfach. Aber was bleibt uns denn übrig: sollen wir jetzt verharren und in Depressionen verfallen und sagen, die da sind so und so?

Wichtig finde ich den Gedanken: die Zeit, die wir haben, ist begrenzt, wir werden alle sterben. Das ist eine schlechte Nachricht, aber wenn man sie verinnerlicht, ist es auch eine Erleichterung, sich darauf zu konzentrieren: was will ich denn mit dieser Zeit anfangen? Das ist eine Konzentration auf die Gegenwart, einfach anzufangen, im Bekanntenkreis oder im politischen Umfeld oder in der Art, was ich konsumiere.

Das ist der große Unterschied zur Finanzkrise 2008/2009, das hat mich erschrocken, wie still die Gesellschaft damals war. Damals war alles neu, man kannte die Begriffe nicht, jetzt habe ich das Gefühl, es ist eine andere Stufe, die Leute beginnen zu verstehen, dass wir die Probleme von verschiedenen Seiten gleichzeitig behandeln und offen sein müssen, Lösungen zu finden, das wird eine spannende Phase, glaube ich.

Im Film sieht man Menschen in der Auseinandersetzung über die Fragen, die uns alle beschäftigen. Wir verfügen ja alle über die Informationen, die im Film vorkommen. Ich finde es wichtig, Menschen zu beobachten, die Dinge tun, und nicht über Dinge zu berichten, die von Menschen getan werden. Zu merken, dass wir Menschen Dinge tun können.“

Aus dem Interview beim „Geldgipfel 2021“ über seinen Film: „Wer wir waren“ (Premiere bei der 71. Berlinale im Juni 2021)

Website des Films:   https://www.werwirwaren.de/

Zur Vor- und Nachbereitung findet sich ein umfassender Eindruck von der Art und Botschaft des Filmes im 39-seitige filmpädagogische Begleitmaterial durch detailreiche Beschreibungen, Textauszüge und eine Fülle von weiterführenden Materialien:

https://www.x-verleih.de/wp-content/uploads/2021/03/WER-WIR-WAREN-Schulheft_pdf.pdf