Wildtiere

Pandemie und Naturschutz

„Menschen dringen in Urwälder ein, in die natürlichen Verbreitungsgebiete vieler Arten, sie reduzieren oder vernichten biologische Vielfalt durch direkte Verfolgung oder Umwandlung von Lebensräumen in Monokulturen.“

von Svenja Schulze / Bundesumweltministerium 2020

Eine gute Umweltpolitik kann dafür sorgen, das Risiko für zukünftige Epidemien zu verringern. 70% der Erreger, die wir kennen, also HIV, SARS, MERS, Ebola, Vogelgrippe, alle diese gefährlichen Infektionskrankheiten wurden ursprünglich von Tieren auf den Menschen übertragen. Das Virenreservoir in der Tierwelt ist offensichtlich sehr groß, aber bislang hat ein Übersprung auf den Menschen nur sehr selten stattgefunden. Wenn nun aber unterschiedliche Tierarten mit dem Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, dann kann das eben besonders gefährlich werden. Das ist z.B. auf den Wildtiermärkten der Fall, wo verschiedene wildlebende Arten zusammengepfercht, getötet, unter unhygienischen Zuständen verwahrt werden, das sind sehr schlechte Bedingungen für die Tiere, aber es sind leider sehr gute Bedingungen für die Übertragung von Viren.

Menschen dringen in Urwälder ein, in die natürlichen Verbreitungsgebiete vieler Arten, sie reduzieren oder vernichten biologische Vielfalt durch direkte Verfolgung oder Umwandlung von Lebensräumen in Monokulturen. Lebensräume und Ökosysteme werden geschädigt, sie werden zerstückelt, sie werden sogar ganz zerstört, und die Arten, die überleben, die teilen sich die immer kleiner werdenden Lebensräume häufiger dann mit den Menschen. Und so entsteht eine ganz unnatürliche Nähe zwischen den Menschen und Wildtieren. Auch das neuartige Coronavirus ist von einem Wildtier auf den Menschen übergesprungen. Welche Rolle hier welche Art gespielt hat, ist noch nicht ganz genau geklärt, klar ist aber, Ursache ist das menschliche Verhalten. Und die Erkenntnis der Wissenschaft legt nun nahe, je mehr der Mensch die Natur zerstört, desto größer ist das Risiko, dass das Virus überspringt, und desto größer ist das Risiko eines Krankheitsausbruches bis hin zu einer Pandemie.

Umgekehrt heißt das aber auch, Naturschutz ist in vielen Weltregionen der Schlüssel, um dem Ausbruch von Infektionskrankheiten vorzubeugen, er kann für uns so eine Art Lebensversicherung werden. Der Erhalt von Ökosystemen ermöglicht es der Gesellschaft, widerstandsfähiger mit Pandemien umzugehen.

Dass der Raubbau an der Natur zu einem massiven Gesundheitsproblem wird, das ist sehr gut belegt, und dass wir mit dem Umwelt- und Naturschutz nicht nur die Natur schützen, sondern vor allem auch uns Menschen und die Gesundheit, ich hoffe, dass sich das jetzt breiter herumspricht.

Aus: Bundespressekonferenz April 2020, Umweltministerin Svenja Schulze