Schülerinnen an der Spitze des Wandels

In den jungen Menschen sehen wir Agenten des Wandels, die Träger von Zukunftsimpulsen, deren Bestimmung es ist, die Gesellschaft weiterzuentwickeln. Die Aufforderung zum Selbstdenken und Weiterentwickeln ist wichtiger als die implizite Nötigung zur Reproduktion bestehender kultureller Denkweisen und Institutionen. Die jungen Leute von Fridays for Future haben im Jahr 2019 ihren Eltern, Lehrerinnen und der weiteren Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie sehr der Weg vom – zurückgedrängten – Wissen zum Handeln bei den meisten Menschen blockiert ist. Die alten Erzählungen von ,Wachstum‘, ,Wohlstand‘, den festen Vorstellungen von den Segnungen der Marktgesetzlichkeit, die Denkmuster in Kategorien von Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsplätzen, Exportchancen usw. können vielleicht von jüngeren Menschen anders erlebt und leichter in Frage gestellt werden. Bislang fest gefügte Überzeugungen geraten auch in den großen etablierten Medien ins Wanken: „Der Markt hat sich in vielen Bereichen zu einer Kraft entwickelt, die dem Menschen entgegensteht, anstatt ihm zu dienen und zu helfen“ (1).

Doch das Neue ist eben leider vorerst nur ansatzweise in den Köpfen weitblickender Autorinnen und Autoren da, die sich allerdings zunehmend nicht nur in den ,alternativen‘, sondern inzwischen auch in den Leitmedien stärker zu Wort melden. Und das ist wohl zunächst auch nicht verwunderlich, handelt es sich doch um einen keineswegs leichten und oberflächlichen Wandel. Es geht vielmehr um einen epochalen Umschwung, weg vom ,Gegen-die-Natur-Wirtschaften‘ mit CO2-Ausstoß, Vermüllung, Vergiftung und ,Effektivierung‘ durch Raubbau und Monokulturen hin zu einem ,Mit-der-Natur-Wirtschaften‘, vielfach als ,Nachhaltigkeit‘ umrissen.

Wenn wir junge Menschen als Vorreiter einer überfälligen Entwicklung sehen, dann hat das Folgen für Form und Inhalt des Schulunterrichts. Was ist wesentlich, was ist unwesentlich? Was bringt uns in unserer Entwicklung wirklich voran? Wir müssen vom Bestehenden ausgehen. Doch wir sollten es so in den Blick bekommen, dass es in seiner Fragwürdigkeit und Vorläufigkeit erscheint, dass die dahinterstehenden Denkmuster offenkundig werden, und dass wir die üblichen, tradierten Begriffe umdenken können. Mit Hasso Plattner oder Uwe Schneidewind kann das „Design-Thinking“ bzw. „Transformationsdesign“ genannt werden. Also keine langatmige, blutleere Analyse des Bestehenden, kein bloßes kritisches Hinterfragen, sondern eher ein Ansatz, sich den Entwicklungen so zu nähern, dass sie konkret wahrnehmbar werden.

1 Georg Diez, in: ZEIT-Online vom 10.4.20: „Das Neue ist längst da.“

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